Erfahrungsbericht zu COVID 19 der RLS Steiermark
Folgender Erfahrungsbericht soll die Situation und Vorgehensweise in der Rettungsleitstelle Steiermark im Zeitraum März bis Anfang April 2020 schildern.
Rettungsleitstelle Steiermark
Die Rettungsleitstelle Steiermark (RLS) wird vom Landesverband Steiermark des Österreichischen Roten Kreuz betrieben und stellt die zentrale präklinische Anlaufstelle für die steirische Gesundheitsversorgung dar. Es laufen der Rettungsnotruf 144, Krankentransporte und seit April 2019 die Gesundheitsberatung 1450 in der Rettungsleistelle auf. Die telefonische Gesundheitsberatung wird österreichweit von verschiedenen Partnern im Auftrag des Bundes betrieben. In der Steiermark hat das Rote Kreuz diesen Auftrag erhalten. Die Rufnummer 1450 in Österreich ist ähnlich der deutschen 116 117.
Die Rettungsleitstelle Steiermark hat regulär 35 Arbeitsplätze und in Summe knapp über 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese teilen sich in ca. 75 berufliche und ca. 55 ehrenamtliche Leitstellendisponentinnen und Disponenten sowie ca. 30 diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen.
Pro Jahr werden ungefähr 1,3 Millionen eingehende Telefonate bearbeitet.
Situation März 2020
Anfang März kam es auch in der Steiermark zum Auftreten der ersten COVID-19 Fälle. Seitens der österreichischen Bundesregierung wurde die Gesundheitsberatung 1450 als zentrale Anlaufstelle für die telefonische Verdachtsabklärung bestimmt. Aufgrund dieser medial großflächig verbreiteten Entscheidung stiegen die Anruferzahlen auf der Rufnummer 1450 massiv an bis sie Mitte März ihren Höhepunkt mit einer fast 40-fachen (!) Anruflast pro Tag im Vergleich zu den Vormonaten erreichte. Gegen Ende März reduzierten sich die Anrufzahlen wieder und pendelten sich bei der 3 bis 4-fachen Last pro Tag im Vergleich zu den Vormonaten ein.
Zusätzlich wurden in der RLS die neu geschaffenen mobilen Probenteams, welche bei Verdachtsfällen bei Patientinnen und Patienten Zuhause Probenabstriche durchführen, disponiert.
Maßnahmen in der Rettungsleitstelle Steiermark
Als sich die steigenden Anrufzahlen Anfang März abzuzeichnen begannen und aufgrund der medialen Berichterstattung zum Anruf bei 1450 von einer massiven Steigerung ausgegangen werden musste, wurde eine massive Aufstockung der Leitstellenressourcen beschlossen. Es wurden 8 zusätzlich Arbeitsplätze im Schulungsraum installiert und knapp 20 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem großen Pool der ehrenamtlichen Sanitäter als Zusatzcalltaker angestellt und stark verkürzt auf die essenziellen Funktionen des Einsatzleitsystems und der Telefonanlage eingeschult, um die Leistellendisponentinnen und Leitstellendisponenten sowie die diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen bei der Abarbeitung der Anrufe zu unterstützen. Zusätzlich waren im Hintergrund Ärzte für die endgültigen freigaben der Testungen involviert.
Damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Lage waren, Verdachtsfalleinschätzungen durchzuführen, wurde gemeinsam mit der Firma Noratec, ein Sondermodul in der, bei der RLS im Einsatz befindlichen, standardisierten Notrufabfrage DIAS50Pweb, entwickelt. Aufgrund der hervorragenden Zusammenarbeit mit Noratec konnte dieses Modul in nur 72 Stunden umgesetzt und ausgeliefert werden. In weiterer Folge wurde alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Anwendung des Sondermoduls geschult.
Aufgrund der Entscheidung zur Erhöhung der Ressourcen und der raschen Reaktion des Herstellers der Notrufabfrage war die Rettungsleistelle Steiermark in der Lage, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unabhängig ob Leitstellendisponenten, DGKPs oder Zusatzcalltaker standardisierte Verdachtsfallabklärungen durchführen konnten. Dieser Fall zeigt aus Sicht des Autors die Vorteile des Vorhandenseins einer standardisierten Abfrage und der damit verbundenen Möglichkeiten in Sonderlagen auf.